Légère Recordings
Nominiert als Bestes Label
Unsere Geschichte beginnt Ende achtziger Jahre in Hamburg. Independent stand noch für
Unabhängigkeit, die Nachbeben des Hipster-Urknalls Acid Jazz in London waren bis nach
Hamburg zu spüren, während in Manchester zügellos gefeiert wurde. Mr. Mellow, Mitte der
achtziger Jahre aus Niedersachsen zugewandert, pendelte zwischen Insel und Elbe, legte
sich zwei Technics-Plattenspieler zu, trug sie bis nach Hamburg-Barmbek, feierte lokale
Parties von „Hype“ bis „Do It Fluid“ und tourte mit britischen Independent-Bands durch
Deutschland, bevor jemand das Wort ‚Britpop‘ erfunden hatte. Dann kam der Tempelhof. Als
Weller-Sympathisant und C86-Aktivist kam Mr. Mellow hier zu HipHop und Soul. Parallel
dazu eine Tournee mit Jalal von den Last Poets zu buchen, Off-Poetry-Events zu
veranstalten und für die Prisoners die Aftershow-Party zu schmeissen, war kein
Widerspruch, sondern selbstverständliche Notwendigkeit.
Mit der Ankunft der Lounge Mitte der neunziger Jahre begann die Ära von „Music For
Modern Living“ und Lounge Records. Trendsetter und stilsicher zugleich: Das zeichnete die
Serie seit Veröffentlichung der ersten Compilation der Reihe im Jahre 1998 aus. Die
Kompilatoren Mellow & Rivera spielten über 1000 DJ-Shows in fast zehn Jahren voller
Sixties-Soul, House, funky Latin-Beats und big Breaks. Mitte des neuen Millenniums
übernahm das digitale Zeitalter, 9/11 warf seine Schatten bis in die Clublandschaft. Die
Lounge schloss ihre Türen, „Music For Modern Living“ blieb zwar allgegenwärtig, wurde aber
in neu gesteckten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen plötzlich unmodern. Es war die Zeit
für Légère Recordings, Musik mit Geschichte, Funk, mit „Come On Soul“ durch Europa und
„Club Tikka“ im Moondoo zu Hamburg. Mr. Mellow veröffentlichte die New Mastersounds,
Smoove & Turrell und Eddie Roberts erstmals in Deutschland, dazu die Mighty Mocambos
aus Hamburg. Die DJ-Sets blieben dem Urknall treu: Intuition statt Technisierung, die
Vinylkiste immer mit im Zug statt Serato im Laptop-Case.
Ab Mitte der 10er Jahre folgten Signings wie Mamas Gun, Joel Sarakula, Diane Birch und
Young Gun Silver Fox – Soul & Softrock global, digital und auf Vinyl. Fürs Auflegen blieb
kaum noch Zeit, denn die frischen Künstler spielten auf den renommierten Jazzfestivals und
wurden international nachgefragt, der Schreibtisch übernahm die Rolle des Plattenspielers.
2023 war Mr. Mellow dann in insgesamt über 500 Releases involviert, engagierte sich viele
Jahre in lokale sowie bundesweite Verbandsarbeit, und verschickt seine Mailorder-
Bestellungen immer noch selbst. Als jüngster Sproß der Mellow-Community wurde kürzlich
der Musikverlag Mr. Mellow’s Music ins Leben gerufen, mit Autorenkollektiven wie Kerbside
Collection und Tendaji/Donje.